Berichte

Wie viele Hebammen fehlen?

KREISTAG BESCHLIEßT BESTANDSAUFNAHME IM LAHN-DILL-KREIS UND VERTAGT VON DER CDU BEANTRAGTES FöRDERPAKET

(jli). WETZLAR/DILLENBURG. Wie steht es um die Hebammen-Versorgung im Lahn-Dill-Kreis? Wie viele Hebammen gibt es? Wie viele fehlen? Wie kann die Lücke geschlossen werden? Das will der Kreistag herausfinden. Die Abgeordneten haben sich am Montag einstimmig für eine Analyse des Ist-Zustandes ausgesprochen. Die CDU-Fraktion hatte diese Bestandsaufnahme beantragt.

 

Die CDU hatte darüber hinaus noch ein Maßnahmenpaket zur Unterstützung der freiberuflichen Hebammen vorgelegt, die Kreisverwaltung solle daraus eine Förderrichtlinie machen und das nötige Geld bereitstellen. Dem wollte die Kreistagsmehrheit nicht zustimmen. Das von der Union geforderte Paket soll aber nach der Bestandsaufnahme erneut auf die Tagesordnung der Kreispolitik kommen. Es sieht vor:

W Einmalzuschuss in Höhe von 100 Euro für jedes betreute Neugeborene,

W Zuschuss für die Betreuung im Wochenbett inklusive Kilometergeld,

W Förderung der beruflichen Weiterbildung,

W Mentoring-Programm für Berufseinsteiger beziehungsweise beim Wiedereinstieg,

W Zuschuss bei Neuansiedlung im Kreisgebiet.

Außerdem solle die Kreisregierung in Zusammenarbeit mit den im Kreis ansässigen Hebammen eine Schwangerschaftsunterstützung per Internet entwickeln.

Rahmenbedingungen für Hebammen verbessern

Die CDU-Kreistagsabgeordnete Anna-Lena Bender sagte: „Wir wollen die Rahmenbedingungen für die Hebammentätigkeit in unserem Kreis verbessern. Damit ausreichend Hebammen verfügbar sind, damit alle Eltern problemlos und nicht erst nach einer Odyssee diese so wichtige Unterstützung in Anspruch nehmen können.“ Es bestehe Handlungsbedarf, denn für Familien im Lahn-Dill-Kreis sei es zunehmend schwierig, für die Geburt ihrer Kinder eine Hebamme zu finden. Das gelte aber auch für ganz Hessen. Schwangere kontaktierten in Hessen durchschnittlich sechs bis sieben Hebammen, bevor sie eine Zusage erhielten.

Christiane Ohnacker (Die Linke) sagte: Viele Gesundheitsberufe seien in den vergangenen 20 Jahren ignoriert beziehungsweise kaputtgespart worden. Es fehle an Ärzten, Pflegekräften und Hebammen. „Wir benötigen dringend eine Reform.“ Das sei aber Aufgabe der Bundespolitik. Dennoch befürwortete sie die von der Union beantragte Bestandsaufnahme, nicht aber das Förderpaket.

Gudrun Esch (FWG) nannte als Gründe für fehlende Hebammen unter anderem die Arbeitsbedingungen, hohe Fixkosten, schlechte Vergütung, fehlende Wertschätzung. „Es ist also nicht damit getan, einer Hebamme 100 Euro pro Kind zu geben.“ Und der Lahn-Dill-Kreis sei dafür nicht zuständig. Sie bemängelte ferner, dass die CDU keinen Finanzierungsvorschlag für ihr Konzept vorgelegt habe. Esch forderte: Man solle sich erst einmal in einer Sitzung eines Kreistagsausschusses bei Hebammen informieren. Daraus könnten sich Hinweise ergeben, wie der Kreis unterstützen könne, vielleicht nicht unbedingt mit Geld.

Umsetzung gemeinsam mit Beteiligten

Regina Beimborn (SPD) berichtete, die Kreisverwaltung habe im Rahmen der Berufsordnung eine Dokumentationspflicht. So habe sich der Leiter des Gesundheitsamtes mit der Sprecherin des Kreis-Hebammenverbandes getroffen und festgestellt, dass es einen sehr hohen Bedarf an Hebammen gebe. Die Versorgung sei also ein wichtiges Thema, dem man sich annehmen wolle. Sie begrüßte deshalb den Antrag, sagte aber: Zuerst wolle man die Daten auswerten und dann schauen, was gebraucht werde und was man – gemeinsam mit Beteiligten wie Hebammen, Gesundheitsamt und Frauenbüro – umsetzen könne.

Quelle: Wetzlarer Neue Zeitung, 27.05.2022