Berichte

Geburtshilfestation Dillenburg: Das ist die Meinung der FWG LDK

ES IST EINE GROßE TRAGIK, DASS ES FüR DIE GEBURTSHILFESTATION ZURZEIT KEINE RETTUNG GIBT. ES WAR LEIDER AUCH ABSEHBAR.

Wir haben in Deutschland ganz offensichtlich ein großes strukturelles Problem im Gesundheitswesen. Davon betroffen sind neben der Kinderheilkunde und den Pflegekräften auch die Gynäkologie und hier vor allem die Geburtshilfe.

Schließung der Geburtshilfestation im Krankenhaus Dillenburg

Es ist eine große TRAGIK, dass es für die Geburtshilfestation zurzeit keine Rettung gibt. Es war leider auch absehbar. Denn wir haben in Deutschland ganz offensichtlich ein großes strukturelles Problem im Gesundheitswesen. Davon betroffen sind neben der Kinderheilkunde und den Pflegekräften auch die Gynäkologie und hier vor allem die Geburtshilfe.

Man kann das deutlich an den Geburtshilfestationen festmachen. 1991 gab es lt. Deutschem Hebammenverband noch 1186 Kliniken mit Geburtshilfe, 2018 nur noch 655. Überwiegend waren Personalmangel oder die Wirtschaftlichkeit die Gründe dafür. Es ist also kein spezifisches Problem des LDK. Dabei spielen auch KVs, Krankenkassen und politische Entscheidungen und natürlich Haftungsfragen eine nicht unbedeutende Rolle. Gerade diese Haftungsfragen, also wer hat Schuld, wenn etwas passiert, haben wir in Deutschland meiner Auffassung nach nahezu perfektioniert. Denn niemand will schuld sein. Und wenn etwas passiert, dann suchen alle nach einem Schuldigen. Nur man selbst ist eigentlich nie schuld. Mit dieser Denkweise machen wir uns zunehmend handlungsunfähig. 

Und dennoch war es gut, dass wir alle (Landrat, Aufsichtsrat der Kliniken, Klinikleitung, Belegärzte, das gesamte medizinische Team der Geburtshilfestation, Kreistag, Presse) uns bis zum Schluss für einen Fortbestand eingesetzt haben. So haben wir diesem großen Problem die notwendige Öffentlichkeit gegeben.

Aber die Fakten sind nun einmal nicht kurzfristig zu ändern. Selbst eine noch früherer einsetzende Suche nach Belegärzten hätte meiner Meinung nach nicht zum Ziel geführt. Letzte Woche wurden in der Sitzung des Sozial- und Gesundheitsausschuss noch einmal Fakten ausgetauscht, um größtmögliche Transparenz für alle Beteiligten zu erhalten.

Wir sollten jetzt unsere Energie nicht in Schuldzuweisungen vergeuden, die meiner Meinung nach absolut ungerechtfertigt sind, sondern gemeinsam weiter nach Lösungen suchen, wie den schwangeren Frauen im Lahn Dill Kreis geholfen werden kann, von Beginn der Schwangerschaft bis zur Entbindung. Denn aus eigener Erfahrung ist es absolut notwendig, dass sich Frauen während dieser Zeit sicher und aufgehoben fühlen. Dabei ist eine gute gynäkologisch Betreuung genauso wichtig, wie eine emphatische Beratung und Hilfsangebote seitens der Hebammen. Genauso ernsthaft muss einer schwangeren Frau erklärt werden, welche Unwägbarkeiten, die 40 Minuten Anfahrt Frist hat, ab deren Überschreitung die Versorgung mit Geburtshilfe laut G-BA gefährdet ist. Hier könnte man ein engmaschiges Netzwerk mit Hebammen und Gynäkologen installieren, um eine kurz bevorstehende Geburt rechtzeitig zu erkennen, damit der Weg zum Krankenhaus/Geburtshilfestation möglichst auch rechtzeitig angetreten werden kann.

Noch eine nicht unwichtige Bemerkung am Rande: In einer Studie um den Mediziner und Soziologen Günther Heller werteten Wissenschaftler  die Behandlungsergebnisse aller Frühgeborenen in den Jahren 2010 bis 2018 aus sämtlichen deutschen Perinatal Zentren (Level 1) aus. Professor Christoph Bührer, Direktor der Klinik für Neonatalogie an der Charité Berlin hat sich mit dieser Studie befasst. Er sagt: Die Überlebenschance und dabei ohne Behinderung zu bleiben, war in den Zentren umso größer je mehr Erfahrung dieses Zentrum mit solchen Kindern hat.

Daraus kann man schließen, je mehr Geburten eine Geburtshilfestation mit hohen Standards und spezialisiertem medizinischem Fachpersonal hat, umso geringer ist das Risiko, dass Kinder zu Schaden kommen.

Natürlich sind Frühgeburten etwas Spezielles und können nicht unbedingt mit unkomplizierten Geburten verglichen werden.. Aber bei jeder Geburt kann etwas Unvorhergesehenes eintreten.

Vielleicht ist es sinnvoll, hier im LDK einen „Geburtshilfearbeitskreis“ zu etablieren (Hebammen, Gynäkologen, Krankenhaus Fachärzte, Politik, interessierte Mütter), der das Ziel hat, Strategien zu erarbeiten, die werdenden Müttern die bestmögliche Hilfe und Sicherheit geben, damit sie ihre Kinder möglichst ohne unnötigen Stress auf die Welt begleiten können.

siehe auch WNZ vom 21.12.22  und FWG LDK befürwortet Erhalt der Geburtshilfestation Dillenburg