Berichte

Einweihung der Theodor Heuss Schule

DER ERSTE KREISBEIGEORDNETE ROLAND ESCH BESCHREIBT IN SEINER REDE DIE PLANUNG UND DIE UMSETZUNG DIESER AUßERGEWöHNLICHEN SCHULE

Die Theodor Heuss Schule wird als ein Teil des Schulzentrums Wetzlar betrachtet. Vor zwei Jahren wurde bereits die neue Goetheschule eingeweiht, die durch ihr außergewöhnliches Konzept viel Interesse in Nah und Fern gefunden hat. Folgen wird die Neuekonzeption der Käthe-Kollwitz- Schule, die das Schulzentrum komplettiert,

Einweihnungs-Rede von Roland Esch (FWG), Schuldezernent und erster Kreisbeigeordnete des Lahn-Dill-Kreises:      

Willkommen in der neuen Theodor Heuss Schule

Einer Schule, die wir, die der Kreisausschuss sowie der Kreistag des Lahn-Dill Kreises ja als Teil des  Schulzentrums Wetzlar  betrachtet,

das wiederum aus drei Schulen, der Goetheschule

der Käthe-Kollwitz-Schule und – last but not least – der  Theodor-Heuss-Schule besteht.

Vor einer Reihe von Jahren, begonnen mit einem Stück Beton, das aus einer Goetheschul- Decke gefallen war, begannen wir im Kreistag über neue bauliche Lösungen für das Schulzentrum zu diskutieren.

Viele erinnern sich noch an Entwürfe wie die Schlange und den Riegel, die aber schließlich bereits aus Kostengründen ausschieden. Und so wurde gemeinsam nachgedacht und das nunmehr in Umsetzung befindliche Konzept beschlossen und finanziert.

Und ausweislich dieser Planung war vorgesehen die Theodor-Heuss-Schule zur Entspannung der räumlichen Lage von der Frankfurter Straße in die Spilburg, bzw. in die Sportparkstraße zu verlegen. Heute sind wir hier im fertigen Objekt.

Indess , zuvor war ja bereits mit der Goetheschule begonnen worden. Sie wurde vor zwei Jahren fretig gestellt und von Beginn an  ein großer Erfolg

Heute  sind wir in der neuen Theo, die, wie ich meine einen  ebenso großen Erfolg darstellt.

Aber zurück zum Anfang:

Nachdem die Grundsätze beschlossen waren ging es ans Umsetzen….

  Planung:

  • Auswahl Planer Juli 2017
  • Beginn Planung Herbst 2017
  • Stellung Bauantrag Dezember 2018

Umsetzung Maßnahme:

  • Baubeginn und  Spatenstich April 2020
  • (Spatenstich 20.04.2020)
  • Bauzeit ca. 38 Monate
  • Umzug im Sommer 2023
  • Inbetriebnahme Fristgerecht zum Schuljahrwechsel 2023
    (nach den Sommerferien)

Alles sehr geschmeidig, könnte man denken, aber wenn man sich die Bauzeit anschaut, dann überschneidet sie sich sowohl mit der Corona Pandemie als auch dem Kriegsausbruch in der Ukraine.

Beides Umstände, die das Vorhaben in starkem Maße beeinträchtigt haben.

Und dass es trotz dieser Widrigkeiten gelungen ist, die Schule innerhalb der vorgesehenen Bauzeit fristgemäß, „ just in time“, fertigzustellen ist eine außergewöhnliche Leistung, die zwischendurch die wenigsten für möglich gehalten haben.

Heute können wir Bilanz ziehen. Was ist in Absprache mit Kreis und Schule nun entstanden:

In nüchternen Sätzen:

Das Gebäude, in dem wir uns Heute befinden wurde in Hybridbauweise ausgeführt.

Die Tragwerkselemente, also in diesem Fall Stützen, Decken und Treppenhäuser sowie tragende Innenwände, wurden aus Betonfertigteilen und Bauteilen aus Ortbeton errichtet.

Die Außenwände der Gebäude wurden als hinterlüftetes Holz-Fassadensystem aus Massivholzwänden errichtet.

Die Fenster sind als Aluminium-Fenster mit dreifacher Wärmeschutz-Isolierverglasung ausgeführt.

Die Pausenhalle wurde in Stahlbauweise errichtet, hierbei wurde eine Glasfassaden-Aufsatzkonstruktion mit Dreifachverglasung seitlich am Stahltragwerk angebracht.

Das Dach der Halle wurde mit Sandwichplatten ausgeführt.

Die unterschiedlichen Fachbereiche und Aufgaben der Schule sind in einem Gebäudekomplex, der aus vier Baukörpern  besteht, untergebracht. Die einzelnen Gebäude wurden über eine dreigeschossige, durchgehende Pausenhalle miteinander verbunden. Auf der südlichen Seite der Halle befindet sich der Haupteingang. Weitere Eingangsmöglichkeiten gibt es auf allen Seiten der Pausenhalle.

Der Neubau verfügt über drei Personenaufzüge und ist weitgehend barrierefrei.

Bemerkenswert …. das    Raumkonzept der Schule

Mit dem Raumkonzept der neuen  Theodor-Heuss-Schule hat man sich deutlich vom konventionellen Schulbau der letzten Jahrzehnte abgesetzt.

So wurden anstatt der  traditionellen  Bauweise  mit hierarchisch aufgereihten Klassenräumen einem innovativen Cluster-System der Vorzug gegeben.

Einem System,  in dem der jeder Fachbereich, bzw. jeder Jahrgang sein eigenes Raum-Cluster hat.

In allen  Bereichen befinden sich jeweils Klassen- und Fachräume sowie zusätzlich eine offene Lernebene und ein Lehrerstützpunkt.

Die Klassenräume sind hierbei um die jeweilige offene Lernebene gruppiert.

Konzipiert wurde das, um sowohl für  klassenübergreifende, als auch für klasseninterne Gruppen- und Projektarbeit gut eingerichtet zu sein.

Und es gibt die Blickbeziehung zur Lernebene, aber auch zwischen den Klassenräumen untereinander.

Sie  ist in jedem Cluster durch großzügige Glasflächen in den Flurwänden gewährleistet und  zugleich fester Bestendteil des Konzepts.

Weiterhin sind in jedem Cluster eigene Einrichtungen der Infrastruktur wie z.B. dezentrale Lehrerzimmer, eigene Sanitäranlagen und vieles mehr  vorhanden, um die Bereiche auch insofern  eigenständig aufzustellen.

Also, ein besonderes Raumkonzept. Aber das ist bei weitem noch nicht alles. Bemerkenswert ist auch das hinterlegte ökologische Konzept.

Im Projekt Neubau Theodor-Heuss-Schule wurden mehrere Aspekte der Ökologie im Bau verfolgt und miteinander verflochten.

So haben wir bereits in der Gründung auf nachhaltige Materialien gesetzt, indem die Reste der Goetheschule in geschredderter Form (man nennt dies dann Bandgemisch) als Auffüllmaterial für den Baugrund verwendet wurden.

Im Projekt wurde auch weiterhin auf die Auswahl der Baustoffe geachtet, so wurden beispielsweise die Außenwände der Gebäude als hinterlüftetes Fassadensystem aus CLT-Massivholzwänden (CLT = Cross Laminated Timber), einer 28cm starken Holz-Weichfaser-Dämmung und mit Bekleidung Accoya-Holz errichtet.

Auch im Innenraum der Schule dominieren nachhaltige Materialien, so sind die Innenwandoberflächen im größten Teil als unbehandelte Holzwände oder ebenfalls unbehandeltem Sichtbeton ausgeführt.

Als Bodenbelag kam in den allermeisten Räumen ein Belag aus Kautschuk zum Einsatz, der frei von PVC, Phthalat-Weichmachern und chlorhaltigen Polymeren ist. Die Treppenhäuser und die Halle wurden mit einem Natursteinbelag versehen und in den Sanitärrumen wurden Fliesen verlegt.

Auch der haustechnische Teil des Projekts schließt sich diesem nachhaltigen Konzept an. Die Beheizung der Liegenschaft erfolgt über Wärmepumpen und einer Geothermie-Anlage mit 50 Erdwärmesonden, die je 60m tief ins Erdreich ragen, in Kombination mit einer kontrollierten Raumlüftung mit Wärmerückgewinnung und adiabater Kühlung.

Für besonders kalte Tage steht eine Spitzenlastabdeckung der Wärmeversorgung über Fernwärme bereit.

Um die Wärme in den Gebäuden 2, 3 und 4 zu verteilen, wurde neben der flächendeckenden Fußbodenheizung zur weiteren Temperierung der Räume eine Betonkernaktivierung in Form von Lüftungsrohren, die in den Stahlbetondecken verlegt wurden, verbaut. Diese Technik fand bereits im Neubau der Goetheschule Anwendung und ist dort seit nunmehr zwei Jahren problemlos in Betrieb.

Die Gebäude 2, 3 und 4 haben je drei Stockwerke, und auf deren Dächern befindet sich jeweils eine Lüftungszentrale sowie eine Photovoltaik-Anlage. Die Gesamtleistung der PV-Anlage auf den drei Gebäuden beträgt etwa 150-160 kWp.

Gebäude 1 unterscheidet sich insofern von den anderen, dass es zweigeschossig und unterkellert ist. Die Lüftungszentrale des Gebäudes 1 befindet sich hier im Untergeschoss.

Um eine Beeinträchtigung der anderen, höheren Gebäude durch Blendeffekte einer PV-Anlage zu vermeiden, wurde Gebäude 1 mit einer extensiven Dachbegrünung versehen.

Alle vier Gebäudeteile der Theodor-Heuss-Schule sind im Passivhausstandard hergestellt.

Eine weitere Besonderheit ist die vertikale Begrünung der Pausenhalle, die gleich mehrere Funktionen übernimmt.

Neben der auffälligsten Funktion, dass sie phänomenal aussieht, wird durch die Pflanzen die Raumluftqualität und -temperatur der Halle entscheidend beeinflusst.

Die Pausenhalle ist nicht vollbeheizt, sondern lediglich temperiert, sodass es im Winter kühler und im Sommer evtl. auch wärmer werden kann/wird, als es die Normtemperatur der DIN aussagt. Und genau hier leistet die Bepflanzung einen entscheidenden Beitrag zu guter Raumluftqualität.

Weiterhin fungieren die beiden großen Pflanzenwände als raumakustische Absorber, die trotz der beträchtlichen Raumabmessungen für eine gute Raumakustik sorgen.

Insgesamt ein, wie ich meine sagen zu dürfen, rundum gelungenes Objekt.

Rein statistisch mit Leben erfüllt durch :

Nutzflächen der Schule

  • Nutzfläche (Klassenräume, Verwaltung) 9.143,83 m²
  • Funktionsflächen (Technik, Lager, etc.) 1.110,96 m²
  • Verkehrsflächen (Lernebenen, Halle, etc.) 1.829,47 m²

Gesamte Nutzflächen der Schule 12.084,26 m²

                Umbauter Raum gesamt                     57.108,29 m³

                Raumstruktur der Schule          202 Räume , davon

  • Klassenräume             68
  • WCs                            33
  • Technikräume              32
  • Verwaltungsräume      18
  • Lehrerstützpunkte       11
  • Offene Lernebenen       8
  • Funktionsräume            7
  • Mensa                           6
  • NaWi-Fachräume          5
  • Lager/Archiv                  4
  • Mediothek                      4
  • NaWi-Sammlungen        3
  • Kunstraum                      1
  • Zentrales Lehrerzimmer 1
  • Mehrzweckraum             1

                Parkplätze    472 nach Stellplatzsatzung der Stadt Wetzlar

  • Auf dem Außengelände der Schule      182
  • Angemietet im Parkhaus                       290

Plus weitere Fahrrad- und Zweiradstellpätze im Außengelände der Schule

Incl. Lademöglichkeiten für E-Bikes.

Und jetzt zum mehr oder minder unangenehmen Teil, den Kosten.

Gestartet waren wir bei rund 40 Mio. € geplanter Kosten, bestehend aus reinem Bau, Außenanlage und Ausstattung.

  • Gelandet sind wir bei Gesamtkosten:      46.500.000,00 €

Einschl. Ausstattungen, Außenanlagen und Nebenkosten                                                                             

Brutto

Warum wurde es teurer? Allein eine Million € aufgrund nicht vorher planbarer zusätzlicher Entwässerungsarbeiten.

4 Mio mehr für den reinen Bau und 1 Mio mehr für die Außenanlage,  Rest für Ausstattung. Damit liegen wir heute rund 16 % über den kalkulierten Kosten.

Eine, wie ich meine hervorragende Leistung vor dem Hintergrund von Corona und  der exorbitanten allgemeinen Verteuerung.

Freuen können wir uns über eine Förderung von 3.625.278,00 €

                (vorläufiger Förderbescheid der WI-Bank liegt vor)

Dafür sind wir dankbar

Und apropos dankbar, ich möchte es keineswegs versäumen, mich

bei wirklich allen am Bau beteiligten Personen und Institutionen herzlich zu bedanken.

Zunächst bei allen, die sich im Kreistag (Hier vertreten durch Herrn Kreistagsvorsitzenden Johannes Volkmann) und im Kreisausschuss  für das Projekt eingesetzt und es finanziert haben ,

Aber auch bei allen Städten und Gemeinden, die diese Kosten in Form von Schulumlagen zu schultern haben.

Mein herzlicher Dank gilt unseren hervorragenden Planern, der Arge bestehend aus den Herren Diehl, Schmees und Freischlad, wobei Herr Diehl für die Theodor Heuss Schule federführend war.

Dank aber auch an

  • Statik, IB Reichmann + Partner, Ehringshausen
  • Haustechnik Sanitär/Heizung IB Rehling Energie-Technik, Herborn
  • Haustechnik Lüftung, IB Rempe-Polzer, Gießen
  • Elektrotechnik, IB EPL,Wiesbaden
  • Brandschutz, IB Schultz, Wetzlar
  • Freiraumplanung, IB BPG, Biebertal
  • Naturwissenschaftliche Räume, IB gpe-projekt, Meschede

Sowie an die beteiligten  Firmen

  • Spezialtiefbau, Fa. Weimer, Lahnau
  • Rohbauarbeiten, Fa. Leonhard Weiss, Satteldorf
  • Massivholzwände & Fassade, Fa. Laumann, Wettenberg
  • Fenster & Türen, Fa. Sauter, Lahnau
  • Schreinerarbeiten, Fa. Bienert, Ehringshausen
  • Heizungsinstallationen, Fa. Klima-Bau-Volk, Wetzlar
  • Sanitärinstallationen, Fa. Diehl, Erfurt
  • Elektroinstallation, Trafo & PV, Fa. ELEBA, Ehrenfriedersdorf
  • Bodenbelag, Fa. Straehuber, Dorfen
  • Natursteinarbeiten, Fa. Winnen Steinwerk, Ettringen
  • Außenanlagen, Fa. Reuter, Langgöns

Mein ganz herzlicher Dank gilt aber auch und insbesondere unserer Schulbauabteilung, die hier in Persona von Frau Kerstin Weber und Herrn Mario Becker und Ihrem Team wirklich Herzblut mit verbaut haben.

Nicht zu vergessen, Frau Britta Pfaff, die mit Kompetenz und Liebe zum Detail für die Ausstattung gesorgt hat.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

bei allen bautechnischen und statistischen Werten, allen Kosten und allen technischen Errungenschaften steht für uns hinichtlich dieses Schulbaues eines im Vordergrund: die Wertschätzung gegenüber Bildung , gegenüber den Lehrenden und den Lernenden.

Ihnen wollen wir ein gutes Umfeld bieten, Wir achten Ihre Arbeit und Ihre Leistungen, die im Ergebnis unserer Gesellschaft in Gänze zu Gute kommen.

Und daher möchte ich mich zum Schluß für die gute und sachliche Zusamenarbeit beim Team der Theodor Heuss Schule, vertreten durch Frau Schulleiterin Frau Evelyn Benner auf das Herzlichste bedanken.

Ebenso bedanke ich mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des staatlichen Schulamtes für die kompetente Begleitung.

Eine ebenso angenehme wie  - ich meine sagen zu dürfen – effektive Zusammenarbeit.

Und weil das so ist, werden Wir Ihnen Frau Benner nun den symbolischen Schlüssel überreichen. 

Allen Schülerinnen und Schülern (immerhin mehr als 1400) sowie allen hier tätigen Lehrerinnen und Lehrern sowie allen weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wünsche ich eine stets  gute und erfolgreiche Zeit an Ihrer neuen Schule.