DER VDK HAT IN EINEM SCHREIBEN AN DIE FREIE WäHLERGEMEINSCHAFT LAHN DILL UNSERE POSITIONEN ZU SOZIALPOLITISCHEN FORDERUNGEN DES VDK HESSEN THüRINGEN DARZULEGEN
In einem Antwortschreiben unseres Sozialausschussmitgliedes der FWG Kreistagsfraktion Gudrun Esch an den VDK haben wir unsere Positionen zu den Bereichen Pflege und Gesundheit, Wohnen und Infrastruktur und Barrierefreiheit und Frauen beschrieben:Sehr geehrte Frau Clees,
vielen Dank für Ihr Schreiben vom 08.02.2021, dem Sie eine Auflistung mit sehr berechtigten sozialpolitischen Forderungen beigefügt haben. Ihre Arbeit und Ihr Engagement im VDK halten wir für außerordentlich wichtig und auch sehr erfolgreich.
Als Sozialausschussmitglied bin ich für die FWG im Kreistag aktiv. Auch aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig es ist, allen Menschen ein selbstbestimmtes Leben in Würde zu ermöglichen.
Zum Thema Pflege und ärztliche Versorgung
Privat betreue ich eine nahe Angehörige. Dazu gehören das Zubereiten von Frühstück und Abendbrot, das Anrichten des Mittagessens, Mobilitätsübungen, Kontakte mit Krankenkasse und Ärzten, Tablettenstellen und einiges mehr. Das sind am Tag oft bis zu 4 Stunden. Ohne diese sehr umfangreiche Hilfe wäre ein Leben zu Hause längst nicht mehr möglich.
Sie hat bereits einen Hausnotruf, einen Menü Service, eine Haushaltskraft und demnächst eine Betreuungskraft für 2 Stunden die Woche. Zur unterstützenden Pflege kommt 2-mal am Tag die Sozialstation der Stadt Aßlar. Diese pflegt mit Herz und nahezu ohne Stoppuhr. Hausbesuche durch die Hausärztin sind, wenn Corona nicht hineinfunkt, ebenfalls regelmäßig gewährleistet. In Aßlar sind wir auch, was Beratungsangebote betrifft, denke ich auf einem sehr guten Weg. Wir müssen aber ständig weiter entwickeln, anpassen und investieren.
Nicht immer sind Angehörige eines Hilfebedürftigen in der Nähe oder sie können es aus beruflichen Gründen nicht leisten. Manchmal fehlt es an unterstützenden Einrichtungen vor Ort. Deshalb befürworten wir unbedingt ein ortsnahes, gut strukturiertes Gesundheitssystem. Hier sind sicherlich die Kommunen unterschiedlich aufgestellt, und manches ist lückenhaft. Da, wo sich Lücken auftun, muss unserer Meinung dringend gehandelt werden. Ihre Forderung für MVZs, ob privat oder kommunal, unterstützen wir sehr. Auch der Einsatz von Krankenschwestern kann hier ein wichtiger Baustein sein. Ich denke noch sehr gerne an unsere Schwester Berta, die in den 60iger und 70iger Jahren in Berghausen tätig war. Das gab es ja alles schon einmal und war nicht die schlechteste Erfindung.
Nicht umsonst haben wir uns als FWG in unserem Wahlprogramm bei dem so wichtigen Thema „medizinische Versorgung“ wie folgt positioniert:
• wir wollen eine hochwertige medizinische Versorgung in unseren Kliniken in kommunaler Trägerschaft
• wir wollen die allgemeine gesundheitliche Vorsorge und die ärztliche Versorgung auch im ländlichen Raum verstärken und nachhaltig sichern
zu Barrierefreiheit und Mobilitätskonzept
Wie wichtig Barrierefreiheit ist, weiß man erst zu schätzen, wenn man auf Hindernisse stößt. Ihre Forderung nach barrierefreien und bezahlbaren Wohnungen für ein möglichst langes selbstbestimmtes Leben ist auch uns ein Anliegen. Bei uns in Berghausen leben mittlerweile immer mehr ältere Menschen alleine in einem viel zu großen Haus und sind damit oft überfordert. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die nicht mehr in Mietwohnungen bleiben können, weil sie nicht barrierefrei sind. Auch hier müssen wir über neue, bezahlbare und geeignete Wohnkonzepte nachdenken. Das gilt sowohl bei der Auflage von neuen Baugebieten als auch bei der Nachverdichtung von Ortszentren. Hier könnten ebenfalls geeignete Wohnprojekte entstehen.
In einigen Kommunen, z.B. in Aßlar sind öffentliche Räume, da wo es möglich ist, überwiegend barrierefrei. Immer mehr Bushaltestellen werden zurzeit barrierefrei umgerüstet. Es tut sich also was auf dem Sektor. Das Vorhalten von Bürgerbussen gestaltet sich bisher als etwas schwierig, wegen der zum Teil mangelnden Akzeptanz. Viele Menschen regeln das zurzeit privat. Es ist aber klar, dass wir auch aufgrund der immer älter werdenden Gesellschaft in Punkto Barrierefreiheit und Mobilität im ganzen Lahn Dill Kreis am Ball bleiben müssen. Dafür werden wir uns weiter einsetzen.
Zu Frauenhäusern
Es wäre zu schön, wenn solche Einrichtungen im 21.Jahrhundert nicht mehr nötig sein müssten. Aber gerade jetzt, in Zeiten der Einschränkungen sozialer Kontakte, steigt die Anzahl an Frauen -oftmals auch mit Kindern - die Schutz benötigen, weiter an. Es ist für uns ein gesellschaftliches Muss, solche Einrichtungen so vorzuhalten, dass sie ihrer Aufgabe umfänglich nachkommen können.
Unsere Schnittpunkte zu Ihren Forderungen
Wie Sie sehen, sind Ihre Forderungen überwiegend auch unsere Anliegen. Wir meinen, dass wir Verbesserungen dann am besten erreichen können, wenn die Kommunen ihre Bedarfe kommunizieren, denn das sind die Spezialisten vor Ort. Ein Ziel könnte es sein, eine kommunale Plattform „Gesundheit und Versorgung“ ins Leben zu rufen, in der auch Sie als Fachverband mit eingebunden sein sollten. Hier könnte man die Bedarfe bündeln, vernetzen und Strategien zur Umsetzung mit kurzen Wegen vor Ort entwickeln.
All diese wichtigen Forderungen und hoffentlich bald Projekte benötigen finanzielle Unterstützung. Kommunen und Lahn Dill Kreis können das alleine nicht schultern. Wir bitten Sie deshalb, sprechen Sie als VDK auch Landtags- und Bundestagsabgeordnete darauf an. Wir werden dies ebenfalls tun.
Lassen Sie uns gemeinsam weiter an diesen für unsere Gesellschaft wichtigen Themen arbeiten. Um das tun zu können, benötigen wir auch Ihre Unterstützung bei der Kommunalwahl 21 mit Ihren Stimmen.
Wir hoffen, dass wir als FWG auch in der kommenden Wahlperiode ein Wörtchen mitreden dürfen und freuen uns schon auf gute gemeinsame Projekte zusammen mit Ihnen für die Menschen im Lahn Dill Kreis.
Bleiben Sie alle gesund.
Herzliche Grüße im Namen der FWG Kreistagsfraktion
Gudrun Esch, FWG Kreistagsmitglied des Sozialausschusses