THEODOR-HEUSS-SCHULE IN DER WETZLARER SPILBURG OFFIZIELL EINGEWEIHT / VIEL LOB FüR RAUM- UND LERNKONZEPTE
Von Tanja Freudenmann: WETZLAR. 1400 Schüler besuchen die Theodor-Heuss-Schule am neuen Standort in der Wetzlarer Sportparkstraße bereits seit Ende der Sommerferien. Am Freitag wurde sie nun offiziell eingeweiht. Jede Menge Fakten und Zahlen rund um den 46,5 Millionen Euro teuren Neubau gab es ebenso wie viel Lob und faszinierte Festakt-Besucher.siehe auch Einweihungs-Rede von Schuldezernent Roland Esch (FWG),
"Wow, einfach nur wow“, urteilte die Leitende Schulamtsdirektorin Theresa Rohde, als „rundum gelungen“ und einen „großen Erfolg“ bezeichnete Roland Esch, Erster Kreisbeigeordneter und Schuldezernent (FWG), das neue Schulgebäude. 2017 sei mit der Planung begonnen worden, der Spatenstich sei im April 2020 erfolgt, insgesamt 38 Monate wurde gebaut, die neue Schule fristgerecht zum Schuljahreswechsel nach den Sommerferien 2023 in Betrieb genommen worden, so Esch. Dass die Schule mit einer Nutzfläche von 12.000 Quadratmetern und 202 Räumen „just in time“ fertiggestellt worden sei, obwohl während der Bauzeit die Corona-Pandemie, später der Krieg in der Ukraine ausbrach, bezeichnete Esch als „außergewöhnliche Leistung“.
Reste der Goetheschule leben in der Theo weiter
„Bemerkenswert“ sei zudem das Raumkonzept der in Hybridbauweise erbauten Schule, mit dem man sich „deutlich vom konventionellen Schulbau der vergangenen Jahrzehnte“ absetze. Die unterschiedlichen Fachbereiche der Schule seien in einem Gebäudekomplex, bestehend aus vier Bauten, untergebracht, verbunden durch eine durchgehende Pausenhalle. Jeder Fachbereich beziehungsweise jeder Jahrgang besitze sein eigenes „Raum-Cluster“ mit Lehrerzimmer, Sanitäranlagen und und und. „In allen Bereichen befinden sich jeweils Klassen- und Fachräume sowie zusätzlich eine offene Lernebene und ein Lehrerstützpunkt.“ Dies solle sowohl eine klassenübergreifende als auch klasseninterne Gruppen- und Projektarbeit ermöglichen.
Alles ist lichtdurchflutet. Die Pausenhalle der Theo, die ein berufliches Gymnasium, eine Fachoberschule, eine Berufsfachschule zum Übergang in Ausbildung (kurz: BÜA) und eine Berufsschule in sich vereint, sei in Stahlbauweise errichtet worden, mit zwei überdimensional großen, vertikalen Gärten.
Gleich mehrere Aspekte der Ökologie seien im Gebäude miteinander verflochten, Esch nannte mehrere Beispiele: Reste der Goetheschule „lebten“ in geschredderter Form als Auffüllmaterial für den Baugrund in der Theo weiter. Bodenbeläge bestehen zumeist aus Kautschuk, beheizt wird alles über Wärmepumpen und eine Geothermie-Anlage mit 50 Erdwärmesonden, die je 60 Meter tief ins Erdreich ragen.
Staunen beim Festakt lösten nicht nur die kunstvoll beleuchtete Magistrale, sondern auch die vertikalen Gärten in der Pausenhalle aus. Sie sorgen für „gute Raumluftqualität“ und dienen als „raumakustische Absorber“. Auf dem Außengelände der Schule befinden sich 182 Parkplätze, weitere 290 sind im Parkhaus nebenan angemietet. Zudem gibt es Fahrrad- und Zweiradstellplätze inklusive Lademöglichkeiten für E-Bikes.
Und was kostet das alles? Gestartet bei 40 Millionen Euro, sei man inzwischen bei 46,5 Millionen Euro gelandet – einschließlich Ausstattung, Außenanlagen und Nebenkosten. Warum wurde es so teuer? „Allein eine Million Euro entfielen auf nicht vorher planbare zusätzliche Entwässerungsarbeiten“, so Esch. Vier Millionen mehr verschlang der reine Bau und eine Million mehr die Außenanlage, der Rest die Ausstattung. „Damit liegen wir heute rund 16 Prozent über den kalkulierten Kosten.“ Freuen könne man sich über eine Förderung der WI-Bank in Höhe von 3,6 Millionen Euro, berichtete Esch.
Die Entscheidung für den Neubau sei „vor dem Hintergrund eines sich immer mehr zuspitzenden Fachkräftemangels“ umso wertvoller, sagte Schulleiterin Evelyn Benner. „Der Lahn-Dill-Kreis hat mit dieser Schule in die berufliche Bildung und somit in die Wettbewerbsfähigkeit unseres Kreises und in einen wichtigen Standortfaktor für Wetzlar investiert“, so Benner.
„In der kompletten Planungs-, und Bauphase wurden wir als Schule in einem Maße einbezogen, wie es wohl kaum bei einem anderen Schulträger geschieht“, schwärmte eine sichtlich glückliche Oberstudiendirektorin.
Statt nur Frontalunterricht gebe es zusätzliche Lernbereiche, in denen Gruppenarbeiten, Projekte, Diskussionen oder praktische Aktivitäten stattfinden könnten. Benner hob die „Wohlfühlatmosphäre“ und den „höchst motivierenden Lernraum“ hervor, geschaffen durch Form, Licht, Akustik, Material und Farbgestaltung.
„Die Zukunft sitzt auf den Schulbänken. Investitionen in die Schule sind Investitionen in die Zukunft“, betonte Landrat Wolfgang Schuster (SPD). „Diese Investition wird uns in den kommenden Jahrzehnten helfen, eine nachhaltige und zukunftsgewandte Ausbildung zu sichern.“ Das „Schulpaket“ Theodor-Heuss-Schule, Goetheschule, Käthe-Kollwitz-Schule mache die Stadt Wetzlar und die ganze Region attraktiv. „Wir brauchen nicht nur akademische Berufe, sondern auch gut ausgebildete Frauen und Männer, die die Arbeit erledigen, die in den verschiedensten Bereichen anfällt.“
Kultusminister Alexander Lorz (CDU) schloss sich per Videobotschaft dem Lob an: „Ich kann mir kaum eine bessere Lernumgebung vorstellen.“ Die Theodor-Heuss-Schule leiste einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels.
„Dem Lahn-Dill-Kreis ist ein weiterer Meilenstein in der Bildungsgeschichte gelungen“, sagte Leitende Schulamtsdirektorin Theresa Rohde. „Dieser Ort vermittelt nicht nur Wissen, sondern weckt die Kreativität und Neugierde in den jungen Menschen. Hier macht Lernen Spaß.“
Ein Ort, an dem sich Schüler sozial entwickeln können
Die Konversion des Quartiers vom einstigen militärischen Standort zum heutigen Ort des Lernens und Arbeitens thematisierte Stadtrat Jörg Kratkey (SPD), der die Glückwünsche der Stadt überbrachte. „Das Quartier hat sich massiv verändert“, so Kratkey. Die THS sei neu, modern, innovativ und multifunktional nutzbar. Kratkey hob den „breiten und wichtigen Beteiligungsprozess“ am Schulbau hervor, der vorbildlich umgesetzt worden sei.
„Oh mein Gott wie gei…, total wahnsinnig ist denn das? Dafür hätte man sitzen bleiben können.“ Diesen Satz eines begeisterten Schülers zitierte Frank Benner, Vorsitzender des Fördervereins und Geschäftsführer der B+T Unternehmensgruppe, zum Amüsement der Festakt-Besucher. „Wir leben in einer Zeit der permanenten Veränderung. Schule wird in Zukunft sich noch radikaler anpassen müssen, um junge Menschen auf das Leben vorzubereiten“, so Benner. Das Thema Sozialkompetenz bis hin zu Sozialängsten unter den Jugendlichen spiele eine immer größere Rolle.
Durch das Programm führten Schulsprecher Julian Lotz und Lehrerin Steffi Thomas. Musikalisch schwungvoll umrahmt wurde der Abend von Peter Reimer. Jede Menge Applaus erntete das humorvolle Stück des Kurses „Darstellendes Spiel“ unter der Leitung von Yannik Dörr und Katrin Jochem. Natürlich ging’s dabei um den Umzug von der alten in die neue Schule. Im Anschluss konnten die Besucher die neue THS bei Rundgängen selbst erkunden.
Quelle: Wetzlarer Neue Zeitung, 13.11.2023