Berichte

Jubiläum

Freie Wähler gemeinsam stark

Die Freien Wähler feierten mit vielen Besuchern und geladenen Gästen ihr 70-jähriges Bestehen in Aßlar und im Lahn-Dill-Kreis. Gleichzeitig wurde das Programm zur Kommunalwahl vorgestellt.
Asslar (rsr). Mehr als 100 Gäste kamen am Freitagabend zum 70. Geburtstag der Freien Wähler in Aßlar und an Lahn und Dill, der gleichzeitig Jahresempfang und zentrale Wahlveranstaltung der FWG Lahn-Dill war.

"Wir feiern heute 70 Jahre bürgerliche Alternative zu den Parteien, 70 Jahre Politik ohne Zwänge von oben für die Menschen vor Ort und 70 Jahre mehr Lebensqualität in Stadt und Kreis durch Geradlinigkeit und Kompetenz", so die 1. Vorsitzende der Aßlarer FWG, Gudrun Esch, die auch die Moderation des Abends übernahm, den das Saxophonensemble der Werdorfer Blasmusik musikalisch umrahmte. Als Ehrengäste begrüßte Esch unter den Vereinsvertretern und FWG-Mitgliedern besonders ihren Mann Roland, Bürgermeister in Aßlar und Fraktionsvorsitzender im Kreistag, Stadtverordnetenvorsteher Bernhard Völkel und den Kreisvorsitzenden Wolfgang Hofmann, die mit ihren Beiträgen den offiziellen Teil des Abends bestritten, sowie den ehrenamtlichen Kreisbeigeordneten Horst Euler und die beiden FWG-"Urgesteine" Erich Mohr, Ehrenvorsitzender der FWG Lahn-Dill, und Hüttenbergs Ehrenbürgermeister Hans Schmidt.

Bernhard Völkel gab mittels Fotopräsentation zunächst einen kurzen Rückblick auf die Historie der Aßlarer FWG, die sich am 27. Januar 1946 auf ihren erfolgreichen Weg machte. Der Slogan "unabhängig. engagiert. bürgernah" zählte von Anfang an, kontinuierlich stieg das Wahlergebnis und die FWG war wie zuletzt in 2011 stärkste Fraktion. "Nach 50 Jahren haben wir den ersten Bürgermeister gestellt, der nicht von der SPD war", so Völkel nicht ohne Stolz.

Trotz schwerer Krisen im Land und knapper Mittel sei Esch dank der Politik sachlicher Notwendigkeit drei Mal wieder gewählt worden. Es wurde an Aßlarer FWG-Motoren wie Bernhard Rink und Edith Muskat erinnert und auf die vielen jungen Leute hingewiesen, die mittlerweile in Ausschüssen die Ziele der FWG vertreten.

Bilder von Festivitäten und Fahrten machten die familiäre Atmosphäre deutlich, in der gearbeitet wird. "Ich bin seit mehr als 23 Jahren dabei, seit 20 Jahren Bürgermeister und seit zehn Jahren auch im Kreistag - was treibt einen an?" fragte Roland Esch. Als bekennender Wechselwähler fühle er sich regional verpflichtet und die FWG mache Politik im richtigen Leben. "Im Kreis war ich Lehrling bei Erich Mohr, einem typischen FWGler: Kein Schreihals, sachorientiert und direkt und wir mussten miterleben, wie durch immer mehr Forderungen vom Land, das Defizit im Haushalt immer größer wurde", so Esch und erläuterte die Entwicklungen.

"Aßlar gehört jetzt zu den fünfzehn Kommunen, die klagen wollen und damit deutlich machen: Kreise und Kommunen brauchen genug Geld um ihre Pflichtaufgaben zu erledigen, aber auch noch Mittel für freiwillige Leistungen zu haben", so Esch, der die Konsolidierungsvorschläge des Landes mit Erhöhung von Abgaben und Gebühren, Schließung von DGHs oder Verringerung der Vereinsförderung, als doppelzüngig sieht. "Wer zum Beispiel den Ehrenamtlern vor Ort in Gesprächen sagt 'holt Euch Geld bei der Stadt' und stimmt in Wiesbaden zu, den Kommunen immer mehr Geld abzunehmen - dem glaube ich nicht mehr", so Esch, dessen ganz persönliches Ziel gebührenfreie Kitas sind. Hessen sei eines der reichsten Bundesländer und könnte wie bei den Schulen, die Personalkosten übernehmen. "Ich bin überzeugt: Wir können für die Interessen aller Bürger eintreten und es lohnt sich, am 6. März FWG zu wählen, denn wir haben einiges in Bewegung gebracht, uns tapfer geschlagen und die Bürger können uns zum runden Geburtstag ihre Stimmen schenken."

"Was bewegt uns vor der Wahl? Und danach?" fragte Wolfgang Hofmann. "70 Jahre freie Wahlen sind das Lebenselixier der Demokratie und der Freien Wähler, deshalb mischen wir uns ein und wirken mit, weil Kommunalpolitik zu wichtig ist, um sie allein den Parteien zu überlassen." Hofmann nannte einige Ziele der FWG, wie die Einhaltung der verfassungsrechtlichen Finanzgarantie des Landes oder die Förderung des Ehrenamtes, ohne das manche Aufgabe nicht lösbar wäre. "Ob Feuerwehr, Sport, Kultur oder Naturschutz - der Nutzen für unsere Gesellschaft ist unermesslich und darf nicht aufs Spiel gesetzt werden", findet nicht nur Hofmann. Deshalb müssten die finanziellen Spielräume für Kommunen und Kreise größer sein.

"Das gehört zu den Grundelementen der kommunalen Selbstverwaltung, dafür stehen wir zur Wahl und dafür kämpfen wir vor und nach der Wahl im Interesse der Menschen an Lahn und Dill." Auch im Hinblick auf die Flüchtlingskrise sieht Hofmann hier Handlungsbedarf. "Weil wir uns als unabhängige, überparteiliche Interessenvertretung und Sprachrohr der Menschen verstehen, brauchen wir deren Rückmeldung. Dazu gehört auch und vor allem die Beteiligung bei Wahlen", so Hofmann. "Schließlich sind alle Wähler Freie Wähler, können sich einmischen und über den Stimmzettel kommunale Zukunft gestalten."

Quelle: Sonntag Morgenmagazin Wetzlar, 28.02.2016